Analyse

Dieser Artikel behandelt den Begriff “Analyse“ in der Wissenschaft.

  • Die Beschreibung von Freuds Lehre und Behandlungsform findet sich unter [[Psychoanalyse]].
  • Für Analyse im Sinne der Philosophie siehe [[Analyse (Philosophie)]].
  • Die [[Analysis]] ist ein Teilgebiet der Mathematik 1Datei:Adriaen Van Ostade – L’Analyse – PDUT921 – Musée des Beaux-Arts de la ville de Paris.jpg|mini|[[Adriaen van Ostade]], „Analyse“ (1666))

Eine “’Analyse“‘ (von [[Griechische Sprache|griechisch]] {{lang|grc|ἀνάλυσις}} “análysis“ „Auflösung, Zergliederung“) ist eine systematische Untersuchung, bei der das untersuchte Objekt in seine Bestandteile (Elemente) zerlegt wird. Diese Elemente werden dabei auf der Grundlage von Kriterien erfasst und anschließend geordnet, untersucht und ausgewertet. Insbesondere betrachtet man [[Relation|Beziehungen]] und [[Dependenz|Wirkungen]] (oft: [[Interdependenz]]en) zwischen den Elementen.

Gegenbegriff zu Analyse („Auflösen in Einzelbestandteile“) ist [[Synthese]] („Zusammensetzen von Elementen zu einem [[System]]“).

Allgemeines

Analyse wird in der Fachliteratur als die „Zergliederung eines Ganzen in seine Teile und Untersuchung der Teile in ihrem Verhältnis zum Ganzen“ definiert.Ursula Hermann: “Knaurs etymologisches Lexikon.“ 1983, S. 38. Es geht bei der Analyse darum, die Glieder einer mehr oder weniger komplexen Ganzheit zu bestimmen.James Drever, Werner D. Fröhlich: “dtv Wörterbuch zur Psychologie.“ 1970, S. 44. Analytische [[Definition]]en erklären einen Begriff durch logische Zerlegung in seine Merkmale.Max Apel, Peter Ludz: “Philosophisches Wörterbuch.“ 1958, S. 15. Die [[Wissenschaft]], die sich mit der Durchführung der Analyse eines [[Sachverhalt]]es oder eines [[Gegenstand]]es befasst, ist die [[Analytik]].

Grundlagen

Je nach Wissenschaftszweig werden für Analysen verschiedene [[Methodik|Methoden]] benutzt.

Naturwissenschaften

In der [[Analytische Chemie|Analytischen Chemie]] geht es darum die Einzelbestandteile von zusammengesetzten [[Stoff (Chemie)|Stoffen]] oder [[Lösung (Chemie)|Lösungen]], welche als [[Analysenprobe]] bezeichnet werden, mit chemischen und physikalischen Methoden zu ermitteln. Dabei wird zwischen [[Qualitative Analyse|qualitativer]] („Welche Stoffe sind vorhanden?“) und [[Quantitative Analyse|quantitativer]] Analyse („Wie viel eines bestimmten Stoffes ist vorhanden?“) unterschieden (siehe auch [[Strukturanalys]]e). In der [[Biochemie|biochemischen]] Analyse werden Kombinationen von chemischen, physikalischen und biologischen Methoden angewendet wie z. B. bei [[ELISA|Immunoassays]] mithilfe von [[Antikörper]]n und/oder [[Enzym]]en oder bei der [[DNA]]-Sequenzanalyse mit vorangehender Probenamplifikation durch [[Polymerase-Kettenreaktion|PCR]]. Beim analytischen Arbeiten werden Chemikalien von besonderem Reinheitsgrad eingesetzt. Sie sind mit der Abkürzung p. a. (pro analysi = für die Analyse) gekennzeichnet. Chemikalien dieses Reinheitsgrads werden u. a. von den international tätigen Unternehmen [[Merck KGaA]], dessen Tochterunternehmen [[Sigma-Aldrich]] und der Firma [[Carl Roth (Unternehmen)|Carl Roth]] vertrieben.

Ein weiterer Aspekt des Analysebegriffes ist die “Strukturaufklärung“ einer unbekannten Verbindung in der [[Anorganische Chemie|Anorganischen Chemie]] oder der [[Organische Chemie|Organischen Chemie]]. Von Strukturaufklärung spricht man, wenn die Struktur der Verbindung zum ersten Mal oder ohne Vergleichsdaten aufgefunden werden muss, von “Identifizierung“, wenn es Referenzmaterial gibt, wenn es also nur darum geht, die Identität der chemischen Verbindung einer Probe mit einer bereits bekannten Verbindung festzustellen. Hilfsmittel bei der Strukturaufklärung sind vor allem Chemische Analyse (Elementarzusammensetzung), [[Kernspinresonanz|1H-NMR-Spektroskopie]], [[Kernspinresonanz|13C-NMR-Spektroskopie]], [[Massenspektrometrie]], [[IR-Spektroskopie]], eventuell auch UV-VIS-Spektroskopie. Auch Aufbaureaktionen, Abbaureaktionen oder Derivatisierungsreaktionen können zur Anwendung kommen. Strukturbeweis ist oder war in solchen Fällen zum Beispiel die Synthese der vermuteten Verbindung mit Hilfe bekannter, definierter Reaktionstechniken. Zur Identifizierung dienen ebenfalls Spektrenvergleiche (aus der Literatur oder mit Hilfe von Datenbanken); hinzu kommen Vergleiche mit Hilfe [[Chromatographie|chromatographischer]] Verfahren, mit Hilfe von [[Brechungsindex|Brechungsindizes]], [[Siedepunkt]]en, [[Schmelzpunkt]]en und Mischschmelzpunkten.

Die [[Systemanalyse]] ist eine praktisch anwendbare Methode der [[Systemtheorie]]. Dabei konstruiert der Betrachter des Systems ein [[Modell]] eines bereits existierenden oder geplanten Systems zunächst als [[Black Box (Systemtheorie)|Black Box]] und verfeinert dieses im weiteren Verlauf. Dabei hat der Bearbeiter eine Auswahl bezüglich der relevanten Elemente und Beziehungen des Systems zu treffen. Das erstellte Modell ist, insbesondere bei komplexen Systemen, meist ein begrenztes, reduziertes, abstrahiertes [[Abbild]] der Wirklichkeit, mit dessen Hilfe Aussagen über vergangene und zukünftige Entwicklungen und Verhaltensweisen des Systems in bestimmten Szenarien gemacht werden sollen. Der Vorgang ist auf nahezu jedes System anwendbar, einschließlich Physik, Biologie, Demografie, Soziologie, Politik, Wirtschaft, Geographie, Technik und Informatik.

Geisteswissenschaften

In [[Geisteswissenschaft]]en ist die Analyse eines [[Sachverhalt]]s in allen Untersuchungen und [[Fallstudie|Studien]] ähnlich ausgerichtet. In allen Wissenschaften, die sich mit Kunst und kulturellen Leistungen beschäftigen, insbesondere der [[Kunsttheorie]], ist die Analyse die Untersuchung der formalen Aspekte der Informationsquelle und der erste Schritt zu einer [[Interpretation]] eines Werkes.

[Immanuel Kant] unterschied zwischen analytischen und [[Synthese|synthetischen]] [[Urteil (Logik)|Urteilen]]. Die [[Analytisches Urteil|analytischen]] Urteile nannte er Erläuterungsurteile, die synthetischen Erweiterungsurteile (KrV B 11). Analytische Urteile setzen nach seiner [[Kritik der reinen Vernunft]] synthetische voraus, „denn wo der Verstand vorher nichts verbunden hat, da kann er auch nichts auflösen“, d. h. analysieren (KrV B 130).

Die [[Wirtschaftswissenschaft]]en bedienen sich – je nach Zweck – der [[Arbeitsanalyse und -synthese|Arbeitsanalyse]], [[Bilanzanalyse]], [[Datenanalyse]], [[Finanzanalyse]], [[Marktanalyse]], [[Risikoanalyse]] oder [[Schwachstellenanalyse]] (letztere beiden werden auch in anderen Fachgebieten angewandt).

Methoden der Analyse

Die meisten Wissenschaftszweige (z. B. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Informatik, Ingenieurwissenschaften usw.) verwenden für Analysen bestimmte [[Statistik|statistische Werkzeuge]]. In der Regel werden Beziehungen und Auswirkungen zwischen spezifischen Kennzahlen analysiert. Dies kann zum Beispiel anhand von [[ABC-Analyse]]n, [[Trend analysis|Trends]], [[Varianzanalyse|Varianzen]] oder [[Portfolio-Analyse]]n getan werden. Die Datenanalyse entspricht dabei der Phase der Auswertung und anschließenden Interpretation der gesammelten Daten. Das Ziel einer solchen Analyse ist meist die Feststellung eines Ist-Zustandes oder die Erforschung von Ursachen dieses Ist-Zustandes. Dabei kann man zwischen qualitativer Analyse („Gibt es Hinweise auf Zusammenhänge zwischen Variablen?“) und quantitativer Analyse („Wie stark sind diese Zusammenhänge?“) unterscheiden. Die [[Analysephase]] ist meist nur ein Schritt, um ein Problem zu lösen oder eine Situation zu verbessern.

Six Sigma (6σ) ist ein Managementsystem zur Prozessverbesserung, statistisches Qualitätsziel und zugleich eine Methode des Qualitätsmanagements. Ihr Kernelement ist die Beschreibung, Messung, Analyse, Verbesserung und Überwachung von Geschäftsvorgängen mit statistischen Mitteln. Es ist eine Methode mit einem umfassenden Set an Werkzeugen zur systematischen Verbesserung oder Neugestaltung von Prozessen. Dabei folgt der Projektstrukturplan bei Prozessverbesserungsprojekten der Vorgehensweise Define – Measure – Analyze – Improve – Control (DMAIC). Six-Sigma-Projekte verfolgen letztendlich die Verbesserung des Unternehmensergebnisses.

Siehe auch

  • [[Wechselwirkungsanalyse]] – eine [[Prognose]]technik, die versucht, Zusammenhänge (engl. cross impact) zwischen verschiedenen, zukünftig (möglicherweise) auftretenden Ereignissen darzustellen
  • [[Qualitative Sozialforschung]]

Weblinks


{{Wiktionary}}

  • {{SEP|https://plato.stanford.edu/entries/analysis/}}

Einzelnachweise

  • 1
    Datei:Adriaen Van Ostade – L’Analyse – PDUT921 – Musée des Beaux-Arts de la ville de Paris.jpg|mini|[[Adriaen van Ostade]], „Analyse“ (1666))

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Quelle: Wikipedia